Lang, lang ists her, nix Neues, nix Großes, Berichtenswertes passiert hier in Moskau!
Tina ist ab und an wirklich gelangweilt. Leider bin ich wohl eine der einzigen hier im Wohnheim, die noch nie in Russland bzw. Moskau war. Alle anderen studieren, lernen, arbeiten, schlafen und faulenzen, verlassen ab und an das Haus und sind langweilig. Ich bin aktiv, voller Energie und möchte etwas erleben und fühle mich dann wie eingesperrt, da ich grundsätzlich alles allein machen sollte. Ist auch nix, allein in Moskau rumzuspatzen. Aber ich werde diese Angelegenheit nun selbst in die Hand nehmen, organisieren und bereitwillige Jünger suchen, die sich an meinen Aktionen beteiligen. Außerdem werde ich mir eine Abendgestaltung für das Wochenende überlegen, denn so unorganisiert, wie die letzen Male mit den Italienern und Briten, dass kann gar nix. Da muss wohl mein Österreichisches Organisationstalent her. Werde mir vorher überlegen wo es hingehen soll und dann das Leittier spielen. Denn stundenlang vor einem Lokal Schlange stehen, um dann zusehen das der Eintritt 500R beträgt und dann wieder abzuziehen, dass ist echt beschissen wenn man bedenkt das es im Freien noch immer sau kalt ist und die werten Damen mit Stöckelschuhen über die vereisten Straßen rutschen müssen und ihnen dabei die Zehen fast abfrieren.
Das ist eins dieser vielen Dinge, die ich an Moskau hasse. Face controll! Jedes Wochenende quetsche ich mich in meine Stöckelschuhe, um dann in Eiseskälte durch die Nacht zu staksen, mich vor einem Club anzustellen, von Türstehern beäugt zu werden um dann Eintritt bezahlen zu müssen. Unglaublich ist das! Es gibt natürlich auch solche, wo es keine Face Controll gibt, aber die Clubs sind dann so wie die "Shity Bar" (OGY) nix fancy. Aber wenn man halt der Masse folgt, dann landet man wohl oder übel manchmal in solchen Lokalitäten.
Was ich noch hasse an Moskau ist das Wetter. Wir schreiben den 24. März, Zeit des Frühlings, der Frühlingsblumen, der Wärme und was ist hier? Eiseskälte und ein fürchterlicher Wind, der einem durch Mark und Bein fährt. Außerdem wirbelt dieser scheiß Wind den Staub der verschmutzen Straßen auf, was meinen harten Kontaktlinsen gut bekommt. In den letzen Tagen kämpfte ich mit den Staubpartikeln in meinen Augen und heulte was das Zeug hält. Ich hasse, dass das Wetter hier sehr schnell umschlägt und ich dann mit sommerlichen Schuhen durch den Straßenmatsch waten muss.
Außerdem hasse ich an Moskau, das die Preise in den gleichen Geschäften variieren, abhängig davon ob sie am Stadtrand oder in Zentrumsnähe sind. Ich hasse, dass man das Leitungswasser nicht trinken kann und man ständig 5 Literkanister durch die Gegend schleppen darf. Ich hasse die Menschenmassen, die sich zu den Stoßzeiten durch die Gänge der Metro schlängeln und drängeln. Heute war ich einer Situation ausgeliefert, die ich schwer ertragen habe. Ich hasse Menschenansammlungen und bekomme da leicht die Panik und heute um 18 Uhr, Station "park kulturi" war ich mit einer so großen Menschenmasse konfrontiert, dass ich mich in einer Ecke versteckt und gewartet hab, bis sich die Situation bessert. Hat sie sich aber nicht, weil die Metro-Heinis die 2. Rolltreppe nicht geöffnet hatten. In einem günstigen Moment bin ich gegen die Strömrichtung auf die andere Seite, wieder retour und mit einer anderen Metro auf Umwegen zu meiner Unterkunft. Ich war echt fertig.
Was ich an Moskau noch hasse sind die Busse und die Straßenbahnen, von denen nie die richtige Nummer kommt, die man braucht. Ich hasse es, dass man mit diesen Fortbewegungsmitteln meist zu spät kommt, weil man damit im Stau stekckt. Ich hasse es, dass ich Geld nur in großen Einkaufszentren an Bankomaten beheben kann und nicht auf der Straße, wie jeder andere Mensch auch. Ich hasse die russische Bürokratie wegen der ich schon zigmal zum Hauptgebäude gelaufen bin für nix und wieder nix. Keiner kennt sich aus, keiner ist zuständig. Aber Angestellte gibt es in Hülle und Fülle. Die Sowjetzeit lässt grüßen! Nach knapp 5 Wochen konnte ich nun heute endlich meinen Studentenausweis entgegen nehmen! Juhu, große Freude. Nun geht es gratis oder zumindest sehr günstig in Museen und zum Sport und durch den Moskauer Verkehr. Was ich an Moskau noch hasse ist das Russische Fernsehen, dass über 10 Sender verfügt aber ständig uraltes Zeug zeigt. Außerdem ist die Vertonung genial. Im Hintergrund ist noch immer das englische Original zu hören, über das in Russisch einfach drüber gesprochen wurde. Was noch der Hammer ist, dass ein Russe alle US-Serien Konzepte aufkauft, um sie dann mit russischen Schauspielern nachzuspielen. Was für ein Irrsinn. Was mir an Moskau noch unangenehm aufgefallen ist, dass sind die vielen Bettler. An jeder Ecke in der Metro steht eine alte Frau mit einem Kopftuch und einem Schild in Händen. Scheinbar die alten Sowjets, die durch den Rost gefallen sind, als das Ende einer Ära kam. Die Männer hängen meist besoffen in den Metros rum oder zeigen irgendwelche Verletzungen für die sie Geld erbetteln wollen. Aufgefallen sind mir auch die Straßenköter, die nun zu Hauf auftauchen seit es wärmer geworden ist. Überall streunen sie herum oder liegen zusammengekauert in den Winkeln der Metrogänge.
Ich glaube es reicht für dieses Monat mit den negativen Eindrücken einer Stadt. Sollte mir wieder etwas auffallen, dann halte ich euch am Laufenden!
Lg aus der russischen Metropole!
Tina
PS: Ich muss noch was erwähnen. Ich war letzten Freitag in einem russischen Fitnessclub und habe Aerobic gemacht. Ohhh mein Gott sag ich da nur. Die Vorturnerin war die absolute Hitler-Frau und der Tasmanische Teufel in einer Person, die dann auf hardcore Stripteastanz macht. Unvorstellbar. Ich hätte ein Video für euch machen sollen. Der Kurs war günstig 5€/1.5h ist ein super Preis, daher war das Niveau auch echt grotten schlecht. Für die fancy Fitnesscenter zahlt man dann schon mal 500 Euro für 6 Monate.Ich meine das ist der gleiche Preis wie bei uns, aber ich bin ja keine 6 Monate hier. Die Dame hat sich so ruckartig bewegt, dass es für alle Beteiligten besser ist keinen Sport zu machen, denn den, den sie vorgeturnt hat, der hat mehr Schaden als Heil angerichtet.
Na da freut ich mich ja richtig auf Moskau wenn ich deinen optimistischen Bericht lese ;-) Aber keine Angst, wenn wir dich besuchen kommen sind wir sicher voll motiviert Moskau kennen zu lernen! Und in Lappland war das Wetter bei -20° und leichten Schneestürmen auch net wirklich besser ;-) Aber schön dass du mal wieder einen Blog-Eintrag für uns geschrieben hast, freu mich schon auf weiter optimistische Berichte.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus dem nervig sonnigen Klagenfurt,
Michi