Dienstag, 24. Februar 2009

Tag 3 bis 6



Hallo ihr lieben Leser meines russischen Lebens!

Nun bin ich schon seit fünf Tagen in Moskau und ich muss sagen, ich habe mich wohl schon akklimatisiert! Ich muss aktiv sein, abgelenkt sein, dann geht es mir gut und dann bin ich zufrieden und nicht einsam. Ohne Internet wäre es auch anders.

Heute war ich am Fremdsprachen Institut. Mit Metro und Trolleybus (Bus der via Oberleitung mit Strom versorgt wird) dauert die Anreise aufgrund der beschissenen Verkehrssituation in Moskau fast eine Stunde. Es gibt zwar eine Straßenbahn, aber die Autos scheißen einen Dreck auf diese Spur und blockieren im gegebenen Fall alles. Heute durfte ich bereits in zwei Kursen über Klagenfurt und KTN erzählt und in einem Kurs haben wir Ingeborg Bachmanns Text „Jugend in einer österreichischen Stadt“ durchgenommen. Unglaublich wie gebildet die Russen sind und wie interessiert an Literatur. Für mich ist es eine neue Erfahrung, dass Ausländer mehr über die Literatur meines Landes wissen als ich.
Am Institut wurde ich freundlich empfangen. Alle sind nett, interessieren sich für mich und helfen mir. Alle sind sehr jung bzw. jung geblieben. Zum Tee-Kränzchen im Professoren Zimmer wurde ich bereits eingeladen und ich war in der Mensa. (Für Reis-Fleisch, einen Salat und einen Saft habe ich nur 90R (1.8€) bezahlt.) Eine Professorin hat mich anschließend mit dem Auto zum Heim gefahren.

Am Montag hatten die Russen einen Feiertag. Sie haben die Männer gefeiert und jedem zwischen 6 und 99 wurde gratuliert. Eine Ausländerin hat es mal als „sexual holidays“ bezeichnet. Da bleibt wohl viel Raum für Interpretationen. Die Geschäfte haben in Moskau immer offen, egal ob es Feiertag oder Sonntag ist. Zur Feier des Tages war ich bei Anna Bauer, einer österreichischen Lektorin zum Essen eingeladen! Sie unterrichtet seit 6 Jahren in Moskau, hat einen russischen Ehemann und ein Baby. Die Familie wohnt im 21. Stock einer typischen russischen Plattenbausiedlung, mit tollem Ausblick. Täglich können sie die Prozedur der Straßensperren für Medvedev und Putin mitverfolgen. Die sechsspurige Straße wird dann einfach dicht gemacht, damit die werten Herren zu ihrer Arbeit fahren können. Bei den dreien war es sehr nett. Ich bekam nach russischer Tradition einen Aperitif, dann Wein und einen Digestiv. Ganz schön stark das Zeug. Ich habe gelernt, dass die Russen sehr abergläubisch sind (Pfeifen in einem geschlossenen Raum bedeutet, dass man auf sein Geld pfeift; wenn man etwas zu Hause vergessen hat, dann soll man nicht zurück gehen, denn das bringt Unglück und wenn man es dennoch tut muss man sich selbst oder jemanden in die Augen schauen; und es bringt Unglück wenn man ein Brautpaar sieht und Glück, wenn man eine Beerdigung sieht usw.) und sehr gastfreundlich. Man wird gemästet und es ist unhöflich NEIN zu sagen.

Den Sonntag habe ich mit Julia und Sasha verbracht. Sie haben mit mir den zweiten Teil Sightseeing Moskau gemacht. Wir waren bei der Erlöser Kathedrale, bei einer Schokoloden Fabrik, am Fluss, in der Fußgängerzone Alter Arbat, beim besten Konditor der Stadt und in einem günstigen Selbstbedienungsrestaurant namens MUMU. Es war wirklich super! Die Mädels sind so klug und wissen so viel, was sie mir erzählen können. Sogar Jahreszahlen! Auf den Fotos seht ihr einige meiner Eindrücke. Den Abend habe ich mit Thomas, einem Engländer (seine Mutter ist Österreicherin, der Vater Amerikaner) und seiner Russischen Bekannten in einem günstigen Tschechischen Restaurant verbracht. Die Frau hat mich beeindruckt. Sie ist 22 und hat schon in China gelebt, spricht Chinesisch, Englisch wie eine Amerikanerin, spricht Deutsch und ist eine Jazz-Sängerin und ist ziemlich klug und gebildet. WOW! Anschließend waren wir noch in der „Ogi-Bar“, die von den beiden nur „shitty Bar“ genannt wurde, weil sie scheinbar so grindig ist. Aus meiner Sicht war die Bar einfach nur alternativ. Aber die Russen stehen aktuell mehr auf so genannte „fancy clubs“. Wo man sich aufbrezeln und einen Türsteher passieren muss. Da die Metro nicht mehr gefahren ist, habe ich die seltsame Erfahrung eines Privat-Taxis machen dürfen. Private Männer stehen vor Clubs und Discos und warten auf Leute die heimgefahren werden wollen. Man verhandelt mit ihnen den Preis und los gehts.

Am Samstag war ich auch mit Julia und Sasha unterwegs. Das war der erste Teil des Moskauer Sightseeing Trips und es war interessant, wie ihr den Bildern entnehmen könnt. Der Kreml, die Kirche, die Innenstadt, alles wow!
Soviel zur Zusammenfassung der letzten Tage hier in Moskau! Bis bald, lg an alle! Tina

PS: Alle aktuellen Fotos sind in der ersten Gallerie zufinden!

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