Freitag, 27. Februar 2009

MI-DO-FR Woche 2


Heute Freitag habe ich es endlich geschafft zu IKEA zu fahren. Preislich ist es gleich wie bei uns. Eher reichere Russen sind dort anzutreffen. Ich habe mir einiges zugelegt, um die Wohnung wohnlicher zu machen. Das Projekt IKEA hat ca. 4h gedauert und war super anstrengend. Metro, in der Kälte wartend, ein voll gestopfter Bus, Ewigkeiten stehend im Bus und retour mit Stauaufenthalt. Ufff…
Am Nachmittag ging es mit Julia in die Stadt an „die alte Stadtmauer“. In ein super Studentenkaffee mit leckeren Pirogi (Blätterteig Tortenstück mit allerlei Füllungen), toller Musik und nettem Ambiente, dass sich zu früheren Zeiten vor den Holzmauern der Stadt befand. Für so eine Lachs Piroge und einen großen smoothy habe ich rund 5 € bezahlt.
Nach dem Essen ging es ins Kino. Wir haben uns „slumdog millionair“ auf Englisch angeschaut und der Film war der Hammer! Die 8 Oscars hat er sich verdient! Für das Kino „35mm“ haben wir mit Studentenermäßigung 1.6 € bezahlt. Das Kino glich im Inneren eher einem Veranstaltungsraum mit Bühne und nach dem Film wurde geklatscht. Eine nette Geste! Je früher eine Vorstellung beginnt, desto günstiger ist der Film und die Filme am Vormittag sind gratis und werden von vielen Pensionisten besucht.

Für die MGU Austauschstudenten der Zukunft starte ich einen Versuch und werde alle möglichen Wege zum Institut testen und auflisten. Ich musste um 10:50 an der Uni sein. Gemessen habe ich den Weg von meinem Zimmer bis zum Institut. Für Variante 1 (Metro: Schabolowskaja  Oktjabrskaja  Park Kultury  Uniwersitet und dann mit dem Bus) brauchte ich 45min. Für den Heimweg um 16 Uhr (Stosszeit) brauchte ich eine knappe Stunde. Eine interessante Sache, die ich bisher beobachtet habe war, dass im aller ersten Waggon meistens wenigster Leute sitzen als in den anderen. Bezüglich Fahrtkosten ist zu sagen, dass eine 10er Karte für die Metro 200R (4.30€) kostet und eine 10er Karte für den Bus kostet 165R (3.60€)
Am Donnerstag hatte ich meine ersten russisch Gehversuche an der UNI. 3x 1.5h Russisch! Too much! Ich sitze nämlich nicht im Anfänger sondern im 2er Kurs. Dafür wurde ich in KLU nicht vorbereitet und ich war wie gelähmt! Wir haben die Zeit, die Farben, die Klamotten, eine Personenbeschreibung, eine Ortsbeschreibung, Lieblingsplätze und eine Phantasiegeschichte über Jobs durchgemacht. Ich war am Ende völlig fertig und überfordert. Im Kurs sind wir zu 6. (2 Italienerinnen die sehr gut sind, 1 Spanierin, 1 Amerikanerin und 1 Japaner) und unterrichtet wird von 2 Professorinnen. Eine davon ist wirklich witzig und beide sind mir gegenüber SUPER hilfsbereit.
Am Donnerstag musste ich die Miete für Feb/März/April (= 362€) bezahlen und der Bankomat auf der Straße hat noch immer gestreikt. Nicht mal die Kreditkarte nahm er an. Ich war wirklich verzweifelt. Wie durch ein Wunder spukte der Automat im Shoppingcenter Geld aus. Sehr merkwürdig.

Am Mittwoch, bevor meine Betreuerin Swetlana am Institut eingetroffen ist, habe ich mir die Geschichte KLU`s und KTN`s zu Gemüte geführt. Was man im Ausland nicht alles über die Heimat lernt! Später hat mich Swetlana am Lehrstuhl für Regionalforschung vorgestellt. Dort werde ich zwei Literaturkurse (!) abhalten. Keine Landeskunde. Nächste Woche geht es schon richtig los. Kein hospitieren, um zu lernen wie man unterrichtet, nein, Tina wird gleich ins kalte Wasser geschupst und das auch noch alleine. Am anderen Lehrstuhl arbeite ich wenigstens mit zwei Lehrerinnen zusammen. Nachdem ich noch auf die Unterzeichnung eines Vertrags warten musste, konnte ich das Institut um 16 Uhr (Stosszeit) endlich Richtung „Aschan“ verlassen. Die Rushhour hat mich 10min direkt vor der Metro Station verweilen lassen und ich konnte nicht aussteigen. Vor Ort haben wir Couch Surfing Freunde von Jenny, aus Brasilien und Mexiko getroffen. Spanisch, Italienisch und Englisch stand dabei am Programm. Dieses Sprachengewirr ist manchmal schon ziemlich heftig!
Die Verzweiflung des Tages kam mit dem Abend, als mir kein Bankomat mehr Geld geben wollte.

Dienstag, 24. Februar 2009

Tag 3 bis 6



Hallo ihr lieben Leser meines russischen Lebens!

Nun bin ich schon seit fünf Tagen in Moskau und ich muss sagen, ich habe mich wohl schon akklimatisiert! Ich muss aktiv sein, abgelenkt sein, dann geht es mir gut und dann bin ich zufrieden und nicht einsam. Ohne Internet wäre es auch anders.

Heute war ich am Fremdsprachen Institut. Mit Metro und Trolleybus (Bus der via Oberleitung mit Strom versorgt wird) dauert die Anreise aufgrund der beschissenen Verkehrssituation in Moskau fast eine Stunde. Es gibt zwar eine Straßenbahn, aber die Autos scheißen einen Dreck auf diese Spur und blockieren im gegebenen Fall alles. Heute durfte ich bereits in zwei Kursen über Klagenfurt und KTN erzählt und in einem Kurs haben wir Ingeborg Bachmanns Text „Jugend in einer österreichischen Stadt“ durchgenommen. Unglaublich wie gebildet die Russen sind und wie interessiert an Literatur. Für mich ist es eine neue Erfahrung, dass Ausländer mehr über die Literatur meines Landes wissen als ich.
Am Institut wurde ich freundlich empfangen. Alle sind nett, interessieren sich für mich und helfen mir. Alle sind sehr jung bzw. jung geblieben. Zum Tee-Kränzchen im Professoren Zimmer wurde ich bereits eingeladen und ich war in der Mensa. (Für Reis-Fleisch, einen Salat und einen Saft habe ich nur 90R (1.8€) bezahlt.) Eine Professorin hat mich anschließend mit dem Auto zum Heim gefahren.

Am Montag hatten die Russen einen Feiertag. Sie haben die Männer gefeiert und jedem zwischen 6 und 99 wurde gratuliert. Eine Ausländerin hat es mal als „sexual holidays“ bezeichnet. Da bleibt wohl viel Raum für Interpretationen. Die Geschäfte haben in Moskau immer offen, egal ob es Feiertag oder Sonntag ist. Zur Feier des Tages war ich bei Anna Bauer, einer österreichischen Lektorin zum Essen eingeladen! Sie unterrichtet seit 6 Jahren in Moskau, hat einen russischen Ehemann und ein Baby. Die Familie wohnt im 21. Stock einer typischen russischen Plattenbausiedlung, mit tollem Ausblick. Täglich können sie die Prozedur der Straßensperren für Medvedev und Putin mitverfolgen. Die sechsspurige Straße wird dann einfach dicht gemacht, damit die werten Herren zu ihrer Arbeit fahren können. Bei den dreien war es sehr nett. Ich bekam nach russischer Tradition einen Aperitif, dann Wein und einen Digestiv. Ganz schön stark das Zeug. Ich habe gelernt, dass die Russen sehr abergläubisch sind (Pfeifen in einem geschlossenen Raum bedeutet, dass man auf sein Geld pfeift; wenn man etwas zu Hause vergessen hat, dann soll man nicht zurück gehen, denn das bringt Unglück und wenn man es dennoch tut muss man sich selbst oder jemanden in die Augen schauen; und es bringt Unglück wenn man ein Brautpaar sieht und Glück, wenn man eine Beerdigung sieht usw.) und sehr gastfreundlich. Man wird gemästet und es ist unhöflich NEIN zu sagen.

Den Sonntag habe ich mit Julia und Sasha verbracht. Sie haben mit mir den zweiten Teil Sightseeing Moskau gemacht. Wir waren bei der Erlöser Kathedrale, bei einer Schokoloden Fabrik, am Fluss, in der Fußgängerzone Alter Arbat, beim besten Konditor der Stadt und in einem günstigen Selbstbedienungsrestaurant namens MUMU. Es war wirklich super! Die Mädels sind so klug und wissen so viel, was sie mir erzählen können. Sogar Jahreszahlen! Auf den Fotos seht ihr einige meiner Eindrücke. Den Abend habe ich mit Thomas, einem Engländer (seine Mutter ist Österreicherin, der Vater Amerikaner) und seiner Russischen Bekannten in einem günstigen Tschechischen Restaurant verbracht. Die Frau hat mich beeindruckt. Sie ist 22 und hat schon in China gelebt, spricht Chinesisch, Englisch wie eine Amerikanerin, spricht Deutsch und ist eine Jazz-Sängerin und ist ziemlich klug und gebildet. WOW! Anschließend waren wir noch in der „Ogi-Bar“, die von den beiden nur „shitty Bar“ genannt wurde, weil sie scheinbar so grindig ist. Aus meiner Sicht war die Bar einfach nur alternativ. Aber die Russen stehen aktuell mehr auf so genannte „fancy clubs“. Wo man sich aufbrezeln und einen Türsteher passieren muss. Da die Metro nicht mehr gefahren ist, habe ich die seltsame Erfahrung eines Privat-Taxis machen dürfen. Private Männer stehen vor Clubs und Discos und warten auf Leute die heimgefahren werden wollen. Man verhandelt mit ihnen den Preis und los gehts.

Am Samstag war ich auch mit Julia und Sasha unterwegs. Das war der erste Teil des Moskauer Sightseeing Trips und es war interessant, wie ihr den Bildern entnehmen könnt. Der Kreml, die Kirche, die Innenstadt, alles wow!
Soviel zur Zusammenfassung der letzten Tage hier in Moskau! Bis bald, lg an alle! Tina

PS: Alle aktuellen Fotos sind in der ersten Gallerie zufinden!

Samstag, 21. Februar 2009

Fotos der ersten 6 Tage

Tina is MO(o)SKAU(ing)

Tag 1 bis 2


Hallo meine lieben Blog-Leser!
Nach tagelangem warten verfüge ich nun über eine Internet-Verbindung. Gott im Himmel sei Dank!
Seit Donnerstag bin ich nun schon in der Russen-Metropole und es gibt schon einige Sachen zu Berichten. Der Flug hat 2h20min gedauert. Ich hatte einen Fensterplatz und eine ganze Reihe für mich  Wir flogen über die Russische Ebene und zwischen den Waldflächen blitzten die russischen Plattenbauten hervor.
Vom Flughafen hat mich Anastassia eine Doktorandin abgeholt und mich zu meiner Unterkunft gebracht. Mein erster Eindruck vom Gebäude: „Oh mein Gott, ich bin im tiefsten Ostblock gelandet!“ Ich will ja nicht oberflächlich sein, aber im Gegensatz zu unserem Wohnstandard wohnen die hier in Bruchbuden. Alles irgendwie grindig, ranzig, heruntergekommen, schmutzig. Am Eingang haben uns zwei Wachleute empfangen.
Ich wohne in einer Wohnung mit zwei Italienerinnen und teile mir ein Zimmer mit einer davon. Das Zimmer kann optisch mit einer 50er Jahre Großmutter-Wohnung bei uns verglichen werden. Teppichboden und schwere staubige Vorhänge. Ein Festtag für mich Staub-Allergikerin. Für eine Erkenntnis bin ich jetzt schon sehr dankbar, denn nun weiß ich wo unsere Sperrmüll-Möbel landen. Im Grunde ist es ein Wahnsinn, dass man dafür im Einzelzimmer 500 Euro bezahlt. Wir wohnen wirklich wie Könige in Österreich! Anfangs war ich wirklich geschockt über die Wohnung, aber mittlerweile geht’s.
Die große Einsamkeit, Traurigkeit und Geschocktheit des Ankunftstages ist bereits ein bisschen abgeklungen. Sobald ich abgelenkt werde geht’s. Gestern ging’s mit der Metro und einem Sammeltaxi zum Institut und zur Uni. Ohne Anastassia wäre ich aufgeschmissen gewesen. Metro fahren ist nicht so schwer, aber das mit den Sammeltaxis! Sammeltaxis sind Busse nur im Kleinformat und der Fahrer wartet so lange bis das Taxi voll ist und dann geht’s los. Wenn man aussteigen will, muss man den Stationsnamen laut sagen und das Geld wir von einem Fahrgast zum nächsten, bis zum Fahrer weitergereicht. Eine Fahrt kostet 25R (=50cent). Das Institut ist nicht im Hauptgebäude der Uni, dem Stalin-Bau. Das Hauptgebäude ist beeindruckend. Riesig und so richtig sowjetisch. Man muss aufpassen in welchen Lift man einsteigt, denn einige fahren nur vom 1 bis zum 11 und die anderen nur vom 12 bis zum 27 Stock.
Nach dieser Erfahrung waren wir in einer Französischen Kette shoppen, denn ich musst Töpfe und Pfannen für die Wohnung besorgen. Die Kette ist eine der günstigsten hier und eine Pfanne kostet um die 3 Euro.
So, fürs erste war es das für Tag 1 und 2!
lg und Danke für eure Bereitschaft meinen Blog zu lesen!
Bussal aus Moskau,
tina*

Mittwoch, 18. Februar 2009

Rückblick auf Gewohntes


Hallo meine lieben Blog-Leser!
Morgen um 11:15 geht es los gegen Moskau. Bin schon soooo gespannt!
Die Vorbereitungen für mein DaF-Praktikum waren sehr anstrengend. Wochen voll intensiver Arbeit. Mein Zimmer musste ich räumen. Kisten habe ich nach Dellach und Baden geschleppt, für meine Russisch Prüfungen habe ich gelernt und Materialien über Österreich und Österreichische Literatur zusammengetragen. Mein Auto habe ich verscherblt und mich von meinem Zeitungsjob getrennt.
Derzeit bin ich also weder mobil noch heimisch. Schlimm ist das, wenn man alles hinter sich lässt, um den Blick in das Neue, Unbekannte, Zukünftige zu wagen. Irgendwie traurig, aber auch aufregend und spannend.